Licht aus, Teil II

Als ich im Oktober letzten Jahres diesen Artikel über den Verlust meines Augenlichtes schrieb, hatte ich nicht gedacht jemals eine Fortsetzung zu schreiben.
Tja, aber vor sechs Wochen hielt das Spiel des Lebens wieder eine Ereigniskarte für mich bereit! Diesmal konnte ich auf meine Erfahrung des letzten Netzhautverlustes zurückgreifen und bemerkte die Symptome recht früh. Also ab zum Augenarzt, natürlich ohne Termin, und Druck am Empfang ausüben. Der Arzt schaute sich mein Auge mit seinem Auge an und konnte nichts Auffälliges feststellen. Mh. Teils beruhigt, teils beunruhigt fuhr ich wieder Heim. Einbildung? Sehe ich schwarze Geister?
Eine Woche später kam mir mein Sehfeld immer noch recht verdächtig vor. Diesmal bin ich zu einem anderen Augenarzt gegangen. Nach der Schilderung meiner Symptome bin ich direkt durchgewinkt worden und ab zum Arzt. Klare Diagnose: Beginnende Netzhautablösung! Bitte begeben Sie sich direkt ins Krankenhaus, fahren Sie nicht über Los, ziehen Sie sich nichts mehr rein.
Diesmal ist mein rechtes Auge betroffen. Meine Frau und ich also gleich zum Krankenhaus  – Notaufnahme. Nun ist man als Notfall in der Notaufnahme auch nur ein weiterer Notfall unter Notfällen. Heißt: Es geht alles seinen bürokratischen Gang. Immer der Reihe nach. Ruhe bewahren, tief durchatmen, nicht verrückt machen.
Mir war natürlich an einer schnellen Behandlung gelegen, denn wenn eine sich ablösende Netzhaut rasch genug wieder angelegt werden kann, gibt es sehr gute Heilungschancen die volle Sehkraft zurück zu bekommen. Auf diesen potentiellen Behandlungserfolg hatte ich es abgesehen. Ich denke diese sehr persönliche Zielsetzung ist verständlich.
Im Krankenhaus ging es nun darum, den zuständigen Personen durch geschickte Diplomatie die Dringlichkeit meines Notfalles verständlich zu machen. Das hat bedingt funktioniert: Bereits am nächsten Tag wurde die Notfall-Operation gegen Mittag angesetzt! Lange Rede – kurzer Sinn:  Die Operation lief routiniert wie beim letzten Eingriff, ich bekam wieder eine Gasfüllung ins Auge und schreibe nun nach sechs Wochen diese Zeilen mit der visuellen Unterstützung meines rechten Auges! Bisher also alles wieder gut verheilt bzw. auf dem Weg der Besserung.

Eine Netzhautablösung ist generell ein sehr, sehr seltenes Phänomen. Meistens passiert es nach einem Unfall, einem Schlag auf das Auge oder dem starken Aufprall eines Gegenstandes im Gesicht. Ohne Auswirkung von Außen ist das schon sehr unwahrscheinlich. Diese Unwahrscheinlichkeit ist nur noch zu toppen durch eine Netzhautablösung an beiden Augen!
Nun, da ich innerhalb eines Jahres 2x von dieser Unwahrscheinlichkeit getroffen wurde, läßt sich das wohl am ehesten so beschreiben: Pech gehabt! Das trifft es ziemlich genau auf den Punkt.
Ich sehe das sportlich: Klar habe ich enormes Pech gehabt. Aber ich habe in meinem Leben auch schon sehr oft enormes Glück gehabt! Und das überwiegt deutlich! Es kommt also nach wie vor auf die Perspektive an.
Eine weitere Ereigniskarte dieser Art möchte ich jedoch nicht ziehen. Und der 3. Teil einer Fortsetzung ist bekanntlich auch meistens 3x so schlecht wie der 1. Teil.

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